Robert Krause – Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich?

• Werbung • Über Vorablesen habe ich einen sehr packenden Roman gelesen, der mich schon direkt über den Titel und die Inhaltsangabe gleich begeistert hat. Ein sehr spannendes Thema für einen Roman.
Mich hat schon als Kind interessiert, wie es in der ehemaligen DDR ist. Ich wollte auch immer die Mauer sehen, das hat sich aber nie ergeben. Auch als wir 2001 für ein paar Tage in Berlin waren, haben wir nicht wirklich die Mauerreste gesehen. Es war auch „saukalt“, denn es war über Silvester und wir hatten nicht immer Lust so lange zu suchen.
Aber erstmal zum Roman:

Robert Krause – Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich?

Inhalt:
Heute bauen sie die Mauer. Du sitzt im Zug zurück in die DDR. Bleibst Du im Westen, oder fährst Du nach Hause?

13. August 1961, 8:10 Uhr. Pünktlich verlässt der Interzonenzug D-151 die bayrische Hauptstadt in Richtung Ostberlin. Die meisten Passagiere sind auf dem Weg zurück in ihre Heimat, die DDR. Plötzlich macht im Zug das Gerücht die Runde, dass die Grenze dichtgemacht wird – für immer. Unter den Reisenden sind Familien mit Kindern, eine Musikband, ein Kommissar, eine Spitzensportlerin. Sie alle haben ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse und ihre Sehnsüchte im Gepäck. Und jede und jeder Einzelne hat nun dreieinhalb Stunden Zeit, Halt für Halt, die Entscheidung des Lebens zu treffen: «Fahre ich zurück oder steige ich vor der Grenze aus und beginne neu?» Die Zeit läuft.

«Dreieinhalb Stunden» ist ein soghaft spannender Roman, der angelehnt an den großen TV-Film packend und emotional deutsch-deutsche Zeitgeschichte erzählt – und uns zugleich eine existenzielle Frage stellt: «Was würde ich machen, wenn ich innerhalb weniger Stunden die Entscheidung meines Lebens treffen müsste?»

Wie würdest du dich entscheiden? Es ist der 13. August 1961, du sitzt im Zug auf dem Rückweg in die DDR. Dann verbreitet sich die Nachricht, dass in Berlin eine Mauer gebaut wird. Die Reisenden stehen vor der Entscheidung: Aussteigen und im Westen neu beginnen oder weiterfahren zurück in die Heimat?

Im Interzonenzug D-151 von München nach Ost-Berlin sitzen die Passagiere auf dem Weg in die Heimat. U.a. eine Familie mit zwei Kindern, eine Musikband, ein älteres Ehepaar mit der Urne des Bruders von der Frau, um ihn in Dresden beizusetzen, eine Sportlerin und ihre Trainerin, sowie ein Kommissar und ein Polizist aus München mit einem Fall, der den mysteriösen Tod von 3 jungen Menschen betrifft. Auf der Ostseite ist Edith, die einen Zug über die Grenze fährt und den D-151 weiter nach Berlin fahren soll, dabei Kurt, der eine Dokumentation über sie als Zugführerin dreht.
Jeder hat sein Leben, jeder hat seine Geheimnisse, jeder hat seine eigenen Gedanken und jeder hat sein eigenes Wissen. Die Passagiere lernen sich etwas kennen und reden untereinander, nicht nur über den bevorstehenden Bau der Mauer und der Abriegelung der DDR von der BRD. Es gibt Streit, Auseinandersetzungen innerhalb der Familie oder Gruppe.
Im Roman gibt es drei Möglichkeiten aus dem Zug auszusteigen und ein neues Leben zu beginnen. Einige steigen aus und nutzen die Chance, andere bleiben und fahren in die Heimat.

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Ein Satz in dem Buch gibt sehr gut die damalige Situation und die Gedanken wieder, den ich hier einfach mal wiedergebe:

Alle, die jetzt gingen, verloren ihr Zuhause.
Alle, die weiterfuhren, ihre Freiheit.

Mit dem Wissen von heute, bzw. von damals als Kind wäre ich ausgestiegen, wenn ich im Osten und überhaupt schon 1961 gelebt hätte. Aber wie hätte ich mich 1961 entschieden, wenn ich meine Familie, Arbeit, Wohnung und mein Leben dort gehabt hätte? Ich glaube ich wäre ausgestiegen, mit dem Wissen, das meine Eltern stolz auf mich gewesen wären, das ich diesen Schritt „in die Freiheit“ gewagt hätte.
Keiner wusste, dass es die DDR bis 1989 gegeben hat und dass irgendwann die Grenze Geschichte ist. Wie viele Familien wurden getrennt? Wie viele Freunde? Wie viele Menschen haben ihr Leben verloren ober bereut nicht in den Westen zu geben bzw. zu bleiben?

Kleine private Hintergrund-Info: Mein Papa ist in Rostock geboren und 1947 mit meiner Oma und Tante hier nach Marl geflüchtet. Sie hat meinen „Opa“ in einer Kneipe kennengelernt, der damals bei den Heinkel-Werken gearbeitet hat. Ich bin meiner Oma wirklich sehr dankbar, dass sie meinen Papa mitgenommen hat und mit meinem Stiefopa, ein sehr lieber Opa, ein neues Leben angefangen hat. Denn sonst würde es mich nicht geben.
Mein Vater hat noch zwei Geschwister in Rostock, die auch Familie haben und so fand ich es immer interessant wie das Leben dort ist. Als Kind mit 7 Jahren war ich in Rostock auf Verwandtschaftsbesuch und habe noch einige Erinnerungen, vor allem an die Grenzkontrollen. Lt. dem Reisepass meiner Eltern war ich auch 2x in den Sommerferien da, aber für mich ist es nur eine einzige Erinnerung, ist auch schon viele Jahre her.
Später war ich im Mai 1990 noch einmal da und dann noch einmal 2001 meine ich. Später waren wir auch in anderen Städten, wie schon erwähnt Berlin, Dresden, Meißen, Leipzig und Moritzburg.

Die Kapitel sind immer nach den einzelnen Passagieren benannt und erzählen in dem Moment aus ihrer Sicht.
Mit hat der Roman sehr gut gefallen und ich habe ihn fast in einem durchgelesen.
Packend geschrieben und die Personen waren sehr real dargestellt, mit ihren Bedenken, der Angst und auch ihrem Mut. Man merkt, dass er weiß wovon er schreibt, denn vor Beginn bekommt der Leser die Info, dass seine Großeltern im August in einem Zug von Berlin nach Dresden gesessen haben und auch vor dieser Entscheidung standen, sowie sein Vater, der in der Nacht vor dem Mauerbau in West-Berlin gewesen ist.
Auch der Schreibstil von Robert Krause gefällt mir gut. Ich als Leser kann mich sehr gut in die Situationen hinein versetzen.
Ein ganz toller und spannender Roman, der auch zum Nachdenken anregt: Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich?

Am 7. August 2021 um 20.15 Uhr kommt der Film in der ARD.

Verlag: Rowohlt Verlag.
Erscheinungsdatum: 20. Juli 2021
Print-Ausgabe: ‎352 Seiten / 12 Euro
E-Book: Dateigröße ‏1347 KB / 9,99 Euro

[Enthält Testprodukt(e) und /oder Werbung] Offenlegung:
Vielen Dank an Vorablesen, die mir den Roman zur Verfügung gestellt haben.

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